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    Ein Kompliment - Süßstoff für unsere Beziehungen

    • Autorenbild: Kat S.
      Kat S.
    • 30. Okt. 2023
    • 4 Min. Lesezeit

    Aktualisiert: 9. Jan.


    Komplimente sind die Süße in unseren Beziehungen.
    Komplimente sind die Süße in unseren Beziehungen.



    “Dein Rock steht dir aber richtig gut!”


    Manchmal erwischen sie uns eiskalt: die Komplimente. Kleine Gesten und Sprüche des Alltags, die wir nicht kommen sehen und manchmal auch nicht zu nehmen wissen. Und doch sind sie so wie Süßstoff für unsere Beziehungen.


    Was fällt dir leichter: Komplimente zu machen oder anzunehmen? Und was ist der Zusammenhang zu Wertschätzung?


    Komplimente machen ist manchmal gar nicht so einfach, wenn wir uns dabei auf dünnes Eis begeben. Wir fragen uns, ob das Kompliment angebracht ist, ob es richtig ankommt, ob man in der richtigen Beziehung ist, um das Kompliment auszusprechen und vielleicht steckt auch eine Absicht dahinter.


    Doch gut gemeinte, authentische, ehrliche und herzliche Komplimente sind absichtslos und bedingungslos. Sie knüpfen an nichts an, setzen nichts voraus, erhoffen sich nichts. Es geht nur darum, sich selbst authentisch Ausdruck zu verleihen und dem anderen eine Freude zu machen. Diese Art Komplimente hinterlassen kein seltsames Gefühl sondern gehen runter wie warme Milch mit Honig.


    Doch zu oft machen wir die gegenteilige Erfahrung: absichtsvolle und an Bedingungen geknüpfte Komplimente. Dann hegen wir vielleicht die Hoffnung, der andere könnte uns bei Zeiten einen Gefallen tun, für uns Verständnis aufbringen, sich revanchieren oder ein besseres Bild von uns zeichnen. Vielleicht soll er sogar, Dank des Kompliments, motiviert werden, etwas gegen seinen Willen für uns zu tun. Solche Erfahrungen werden in unserem System mit negativen Energien und Gefühlen abgespeichert und können die Folge haben, dass wir ehrliche Komplimente irgendwie gar nicht mehr annehmen können. Dann ist der andere schnell ein Schleimer oder eine böse Absicht wird vermutet. Das grundsätzliche Vertrauen in das Wohlwollen der Mitmenschen ist beschädigt oder verloren gegangen.


    Komplimente geben brauchen ebenfalls Bedacht und Vorsicht. Braucht es vielleicht eine gewisse Privatsphäre und die Begegnung unter vier Augen? Oder ist das Kompliment “öffentlich” zumutbar und kann z.B. auch vor dem ganzen Team ausgesprochen werden? Und kann ich die Verantwortung tragen, wenn es die andere Person beschämt oder zu Neid in der Gruppe führt? Insbesondere zwischen den Geschlechtern kann ein Kompliment schnell als Flirtversuch missverstanden werden, wobei wir wieder bei der Absicht liegen. Darf der Vorgesetzte dem Mitarbeitenden ein Kompliment machen? Oder ist es hier angebrachter, Wertschätzung auszudrücken? Und gibt es da einen Unterschied?


    Komplimente sind die eher kurzen, spontanen, impulshaften und daher weniger reflektierten Süßigkeiten, die wir einander schenken können. Wertschätzung widerrum kann sich sehr vielfältig, individuelle, auch subtil und reflektierter ausdrücken.


    Wenn ich ein Kompliment bekomme, heißt das nicht, dass ich automatisch wertgeschätzt werde. Doch werde ich wertgeschätzt, ist das ein schönes Kompliment.


    Die GfK mit ihren vier Schritten bietet uns hier einen soliden Leitfaden, um Wertschätzung auszudrücken.


    Beobachtung:

    Als ich gestern deine Kundenpräsentation mitverfolgt habe

    Gefühl:

    war ich echt begeistert und inspiriert

    Bedürfnis

    weil du einen komplexen Inhalt mit so viel Klarheit und Struktur präsentiert hast, dass es so

    einfach war, es nachzuvollziehen (Verständnis)

    Bitte

    Kannst du mir daher mit meiner nächsten Präsentation helfen, damit diese ebenso gut wird?

    Wie hört sich das für dich an?


    Diese Art Wertschätzung auszudrücken bezieht die erfüllten Bedürfnisse des Empfängers aktiv und gezielt mit ein. Es beantwortet die Frage, nach dem was sich in mir erfüllt hat, durch die Handlung der anderen Person. Es signalisiert, dass es "etwas mit einem gemacht hat”, dass es Wirkung zeigte und nachhaltig beeindruckte. Auf diese geäußerte Bitte hin ist die andere Person wahrscheinlich auch sehr motiviert, beizutragen und die Bitte zu erfüllen.


    Komplimente können sich also auf Handlungen und auf Beobachtbares beziehen. Zum Beispiel der schon oben erwähnte Rock. Auch ein Kleidungsstück erfüllt uns Bedürfnisse.

    Warum gefällt dir der Rock der Freundin so gut? Ist vielleicht dein Bedürfnis nach Ästhetik erfüllt? Nach Eleganz? Nach Geschmack? Nach Anerkennung? Nach Leichtigkeit?

    Aus welchem Grund würdest du dieses Stück tragen? Welches Gefühl wäre damit verbunden, es zu tragen? Gefühle führen uns auf die Spur der Bedürfnisse.


    Wie sieht es eigentlich mit den Komplimenten aus, die wir uns selber machen? Vielleicht fällt dir jetzt auf, dass du das gar nicht oder zu selten tust. Viel bekannter ist uns oft der eigene innere Kritiker, der uns ununterbrochen auf unsere Fehler und Schwächen hinweist. Doch obwohl sicher auch dieser Teil in uns eine gute Absicht hat, braucht es einen gesunden Gegenspieler - ein Korrektiv. Das könnte der Anteil sein, der uns Komplimente macht und uns sagt, dass wir etwas richtig gut können oder das wir schlichtweg ein toller Mensch sind. Der Anteil, der unsere guten Qualitäten sieht und würdigt und mit ebenso ehrlicher Klarheit sagt: Ich mag dich! Da wir uns nicht darauf verlassen können, Komplimente von außen zu erhalten, ist es umso wichtiger zu sich selbst gut zu sein. Das fühlt sich vielleicht anfangs komisch an, doch es steigert den Selbstwert und die Selbstwahrnehmung enorm, wenn man etwas übt. Und wahrscheinlich wird dann auch das Geben und Nehmen im außen leichter, weil wir nämlich nicht uns selbst glauben und vertrauen, sondern auch den anderen.


    Als Anregung das Thema weiter zu denken, können dir diese Fragen dienen:

    • Wann habe ich zuletzt ein authentisches Kompliment bekommen?

    • Wie habe ich mich damit gefühlt?

    • Wann habe ich zuletzt ein Kompliment gegeben - und war es absichtslos?

    • Was für ein Kompliment kann ich mir selber heute machen?

    • Wie ist meine Einstellung ggü. Komplimenten geprägt und möchte ich daran etwas verändern?

    • Wie kann ich mit Hilfe von Komplimenten meine Beziehungen verbessern?

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