Achtsam sorgen
- Kat S.
- 9. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Eines Morgens wachte ich auf und machte mir Sorgen. Besser gesagt, ich schlief schon mit ihnen ein. Sie bescherten mir unangenehme Träume, die mich zur 4. Stunde aufschrecken ließen. Morgens war ich wie gerädert und meine Kreativität von Angst blockiert.
Eine Enge in meiner Kehle paarte sich unfruchtbar mit kreisenden Gedanken und einem Kopfkino, das keinen Eintritt wert ist.
Doch ich erkannte, dass dies eine perfekte Einladung an mich ist, achtsam zu sein. Nicht nur Workshops machen – nein, jetzt auch mal bewusst-SEIN.
Wie kann ich die sorgenvollen Gedanken stoppen? Es ist – wie immer – ein Prozess.
1. Akzeptanz und Erkennen
Ich akzeptiere, dass es gerade Dinge gibt, die mich sorgen UND ich erkenne den Widerstand den ich dagegen aufbaue. Dieser Wunsch, die Sorge loszuwerden, macht sie nur noch schlimmer. Ich erinnere mich an eine Formel, die mir schon vor langer Zeit viel Erkenntnis gebracht hat:
Leiden = Schmerz + Widerstand
Da ich nicht ändern kann, wer oder was mir Schmerz zufügt, kann ich mich entscheiden den Widerstand aufzugeben. Loslassen, gehen lassen, sein lassen, gut sein lassen. Schwerer Schritt – halten wir doch zu gerne an unseren Schatten fest, weil wir das Licht fürchten.
2. Wahrnehmen
Diese Sorge ist wie ein Regisseur und ich nehme bewusst wahr, welcher Film gerade auf meiner inneren Leinwand abläuft. Schreckliche Szenen tauchen auf, lebensbedrohlich, existenziell – ich denke mir die Zukunft dunkelschwarz. Der innere Kritiker mischt seinen Senf dazu: „Das kann ja nix werden.“ – ich lächele ihn liebevoll an und nehme wahr, dass er Angst hat – und ich daher auch.
3. Selbstmitgefühl
Jetzt kommt die nächste Aufgabe: ich darf mich erinnern, mich selbst lieb zuhaben. Doch auch hier hilft mir meine Mindfulness Praxis: Metta!
Ich schließe die Augen und erinnere mich daran, dass ich eine menschliche Erfahrung mache, ohne diese Erfahrung ZU SEIN.
Ich spreche zu und mit mir: Ich bin okay, ich darf mir Sorgen machen, dieser Moment ist hart für mich und ich werde ihn überstehen. Ich bin gehalten und getragen. Das Universum sorgt für mich.“ PUH – das hat echt geholfen…
4. Atmen
Abgesehen davon, dass ich das die ganze Zeit mache, tue ich es jetzt noch dreimal bewusster.
Mit jedem Atemzug sinniere ich innerlich:
„Inhale –I do my best / exhale – I let go of the rest“
Einatmen, ausatmen. Ich aktiviere meinen Vagusnerv, ich lasse meinen Bauch mit Luft füllen, ich lasse mich atmen und bin im Hier und Jetzt. JETZT realisiere ich, dass noch nichts von dem eingetreten ist, was ich in meinem inneren Film gespielt habe. Im Jetzt ist alles friedlich, heile, warm und liebevoll. Jetzt bin ich hier, jetzt atme ich ein und aus, jetzt lebe ich.
Ein wundervoller Moment meiner inneren Reise und auch befriedigend – denn hier entdecke ich meine Kreativität wieder – die Angst hat keine Chance mehr – und ich kann diesen Blog- Artikel vor meinem inneren Auge entstehen sehen.
5. Neuer Film
Was magst du lieber schauen? Ach ja, idealistische Komödie wäre gut – Projektionen helfen, uns die Zukunft vorzustellen, wie wir sie gerne hätten. Wenn wir schon malen können, wenn schon eine innere Leinwand, dann bitte in den schönsten Farben. Ich kreiere eine neue Möglichkeit in meinem inneren Raum und lasse die Story so enden, wie sie optimal für mich wäre. Jetzt mache ich es mir im Kinosessel gemütlich und ich kann endlich auch sagen: danke, du liebe Sorge, ich durfte dich erfahren und einen neuen Film drehen. Ich weiß jetzt das alternative Ende. Und diese neue Variante fühlt sich echt gut an.
Unsere Sorgen und Ängste sind die Erwartung von Schmerz in der Zukunft – doch da die Zukunft ein schöpferischer Raum voller Möglichkeiten ist, der von uns gestaltet wird, kann ich mich hier und jetzt auch für andere Qualitäten entscheiden: für Vertrauen, Zuversicht, Liebe und Freude.
Folgende Fragen kannst du dir stellen:
Was läuft da für ein Film auf meiner inneren Leinwand?
Wogegen halte ich einen Widerstand aufrecht?
Entsteht die Sorge in mir oder wird sie von anderen auf mich projiziert?
Welche Gefühle gehen mit den Gedanken einher?
Welche Bedürfnisse werden bedroht, sollte die Sorge eintreten?
Was sind meine Ressourcen und Handlungsspielräume um die Situation zu gestalten?